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DAS GEDICHT IST EINE BAURUINE

Das Gedicht ist eine Bauruine.
Es hatte schön angefangen,
und es stand schon
ganz gut auf dem Papier.
Wir hatten ein Dach überm Kopf,
aber dann hat die Konjunktur nachgelassen.
Das Geld ist ausgegangen,
die Lust, der Schwung, die Kraft.
Es sah aus wie ein Leintuch
nach durchfickter Nacht.
Wer will jetzt die Krümel
wegmachen und die Schamhaare
und das Leintuch glattziehen wie den Morgen?
Aus der Nachbarschaft kommen Kinder
und schrauben die brauchbaren Sachen ab.
Die Lektoren dichten jetzt selbst,
seit das Papier knapp wird,
und die Waisenkinder aus der Frontstadt
halten die freien Plätze besetzt.
Manchmal schläft noch ein Tramp
in der Bauruine, und wenn es hochkommt,
schieben sie eine Nummer.
  

zum Seitenbeginn   Quelle: Neues (& altes) vom Rechtsstaat & von mir