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DAS BAND DER GEBURT
von Dante Gabriel Rossetti

Hast du in keinem Hause je bemerkt,
Wie zwei, aus erstem Ehebett geboren,
Noch zart verbunden bleiben, wenn die Brust
Der Mutter und ihr Wiegeknie vergessen?

Wie sie mit ihres Vaters Kindern einig
Und guten Willens sind im Tun und Denken
Und doch für sich die stille Sprache haben,
Daß sie mit einem Wort sich ganz verstehn?

So, Liebe, schien es mir beim ersten Anblick,
Daß eine von den mir verbundnen Seelen
Verwandter war als es das Leben zeigte.

O Mitgeburt aus dem vergessnen Land,
Von Blick und Laut seit Jahren nicht erreicht,
Bist meiner Seele du doch alt-vertraut.

1961

The Birth-Bond

Have you not noted, in some family
Where two were born of a first marriage-bed,
How still they own their gracious bond, though fed
And nursed on the forgotten breast and knee? –

How to their father's children they shall be
In act and thought of one goodwill; but each
Shall for the other have, in silence speech,
And in a word complete community?

Even so, when first I saw you, seemed it, love,
That among souls allied to mine was yet
One nearer kindred than life hinted of.

O born with me somewhere that men forget,
And though in years of sight and sound unmet,
Known for my soul's birth-partner well enough!
   
              zum Seitenbeginn Quelle: Lyrische Hefte 9, Juni 1961