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FERNES ECHO AUF WANG FAN-CHIH
für Dorothee Kehren*

Die Platane
hat einen Leistenbruch.
Sie wird einen Dichter
zur Welt bringen:

Wang Fan-chih,
aus der Baumgeschwulst geboren.

Ich blase
in deine Asche.
Blas du jetzt
in meine, daß sie
tanzt mit deinem Staub.

Die Ahnen opfern
uns, den Überlebenden,
ihre Nachlässe.

Dein Schatten
wird immer länger
als mein Grab.

Mein Name
steht auf der Urne
aus Speckstein.

Dieser Mond
ist ein Goldfisch in
meinem See.

* aus Halle hat 1982 in Bonn über einige Gedichte von Wang Fan-chih und die Probleme ihrer Übersetzung promoviert. Nach einem Zufallsgespräch während einer gemeinsamen Bahnfahrt nach München hat sie mir eine Rohfassung ihrer inzwischen abgeschlossenen Dissertation geschenkt. Darin mehrere mich kalligraphisch anmutende Abschriften der Originale in ihrer Handschrift.

Der Dichter hat im 7./8. Jahrhundert gelebt.
  
zum Seitenbeginn Quelle: 1/15 - ungedruckt